Den gamle metoden [03-tysklibretto]

Den gamle metoden (tysk originaltittel «Die alte Methode») er en opera i 1 akt av Alfred Andersen-Wingar. Den er skrevet til en tysk libretto av en viss Max Novack.

Avskriften nedenfor gjengir originalens stavemåter, tegnsetting og linjefall. For lesbarhetens skyld er tittelen, akt- og sceneinndelinger og rollenavn satt i halvfet.

[Avskriften er gjort av Frode Olsen.]


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Die alte Methode

Komische Oper in 1 Akt

von

MAX NOVACK.

Musik von

ALFRED ANDERSEN-WINGAR.

Personen:

Quanz, Kammermusiker; Bass

Johann Prinz, sein Schüler; Tenor

Gretel, dessen Braut; Sopran

Barbara, Witwe, Haushälterin bei Quanz; Alt

Der König; Baryton

Ein Hofcourir; Baryton

Zeit: Mitte des 18.Jahrhundert.

Ort: Ein Zimmer bei Quanz. In der Mitte ein grosser, runder Tisch mit Stühlen. Rechts hinten ein grosser Kachelofen. Davor ein Lehnstuhl mit Fussbank. In der Mitte hinten ein grosses Fenster durch welches man die Aussicht auf den Marktplatzeiner kleinen Residenzstadt hat. Vor dem Fenster ein Tritt. Auf demselben ein Lehnsessel und ein kleiner Tisch. Ferner ein Schrank, eine Komode u.s.w. Der allgemeine Auftritt ist vorne rechts. Der Eingang der Studierzimmer vorne links. Die Wohnung liegt im ersten Stock, es ist heller Frühlingstag.

Barbara: (kommt mit einer Medizinflasche und einem grossen Löffel)

Es schlug drei Uhr, drum ist es Zeit die Medizin zu nehmen.

Quanz: ( sitzt in einem Lehnsessel)

Lass mich in Ruh' mit dem Quarck, ich habe erst eingenommen.

Barbara:

Das war die weisse Medizin, jetzt ist die schwarze dran!

Quanz:

Na denn, in Gottes Namen! (trinkt die Medizin) Br............schmeckt das Zeug! (er schüttelt sich). Sag Barbara, hat sie schon von dem Sud gekostet?

Barbara:

Ich werde mich wohl hüten....Ich kann mir so schon denken, wie das Träufelein schmeckt! Seh ich nur das Gesicht, dass der Herr beim Schlucken macht.

Quanz:

So habe sie doch Mitleid auch mit mir, verschone mich mit dem Giftmischer Bräu, das doch nichts nützt!


Barbara: (zuversichtlich)

Der Trank hilft sicherlich, denn seine Majestät selbst haben ihn befohlen. Und alles, was der gnädige König tut, ist wohlgetan. (sie stellt die Flasche fort, und setzt sich ans fenster)

Quanz:

Was will sie denn noch hier? Ich will allein sein. Oder glaubt sie gar ihr Anblick würde meine Heilung nützen?


Barbara:

Das weiss ich nicht. Es ist aber meine Instruktion den Herrn Kammermusikus zu pflegen und observieren. Es tät mir Leid, würd ich den gnädigen Herrn genieren. Der Herr ist doch sonst kein Weiberhasser. Denn wenn die Mamzell Gretel nur die Türe öffnet, ist Feuer er und Flamme!

Quanz:

Da höre einer nur die alte Schachtel...... Ich glaube gar, dass sie mit meinem Gretel sich, mit meinem Herztrost messen will! Das hiesse eine Bassgeige für eine Violine halten!

Barbara:  

Mit allem schuldigen Respekt, eine Bassgeige, ich? So hat mich keiner noch genannt! Ich hab' als Marketenderin gar viel' Bataillen mitgemacht in unsres Königs glorreichen Heere. Und hatte einst die hohe Ehre…

Quanz:

Ich kenne die Geschichte zur Genü…

Barbara:

Und hatte einst die hohe Ehre den grossen König eigenhändig einen Teller Suppe zu kredenzen. Doch, was das naseweise Ding, die Gretel anbetrifft, so werde ich dem König raportieren, denn ich halte...

Quanz:

Das Maul soll sie halten, und nur reden, wenn man sie fragt!Der König weiss, dass der Johann mein Schüler...

Barbara:

Doch nicht, dass die Geliebte täglich hier erscheint, ich halte es drum

für meine Pflicht... (Es klingelt)

Quanz:

Hinauszugehen und zu öffnen!

Barbara:

Und ich sage es doch.... (ab)

Quanz:

Wenn diesem Drachen es gelänge meinen gütigen König zu inspirieren, dass die Besuche Gretels mir gefährlich seien. Er würde die Besuche inhibieren, denn sehr besorgt ist mein hoher Gönner um meines Lebens Wohl und Wehe.

Barbara: (noch in der Türe zu dem Hofcourier)

Hier ist der Herr. Richte er seine Bestellung aus.

Hofcourier: (militärisch salutierend)

Majestät lassen gnädigst fragen, wie es dem Herrn Kammermusukus geht.

Quanz:

Ich danke untertänigst. Sag er dem König, dass es gut mit mir steht.

Barbara:

Sag er dem König...

Quanz:

Das Maul soll sie halten!

Ein Hofcourir:

Das Maul soll sie halten! Majestät lassen weiter melden, dass er heut käme zur Lektion.

Barbara:

Der König!

Hofcourir:

Das Maul soll sie halten!

Quanz:

Melde er seine Majestät meinen submissesten Respekt.

Barbara: (für sich)

Wüsste ich nur, was dahinter steckt!

Ein Hofcourir:

Ich empfehle mich dem Herrn Virtuosen.(verbeugt sich)

Quanz:

Ein gleiches Herr Hofcourier! Hier hat er auch noch einen Groschen. Trink er dafür auf mein Wohl ein Mass Bier.

Barbara:

Sag er mir doch, Freund....

Ein Hofcourir:

Das Maul soll sie halten! (Barbara fällt in einen Stuhl) Kann sie denn nicht verstehen? (Quanz salutierend) Wenn der Herr Kammermusikus gestatten, so werde ich jetzt wieder gehen. (ab)

Barbara: (aufspringend)

Das ist ja ein Grobian!

Quanz: (lachend)

Der kennt das Reglement, dem Order parieren ist oberster Comment.

Barbara: (holt aus einem Schrank den Staatsrock für Quanz und bürsten denselben ab)

Ich bin doch begierig, ob das Spiel des mosjen Johann gefällt.....

Quanz:

Sie braucht nicht den Schnabel zu wetzen, denn das weiss ich jetzt schon genau, Johann wird den König ergötzen. Doch, damit sie den eigenen Ohren Trau, soll sie hier im Zimmer verbleiben, sobald der Johann präludiert..... (hönisch) Ich weiss ja, sie mag das gut leiden, und ist von Musik enchauntiert.

Barbara: (komisch ängstlich)

Nur das nicht, Herr Quanz, ich bitte Euch sehr! Ich kann das Geflöt nicht ertragen. Ich stand mutig in mancher heissen Schlacht, doch das Flöten geht mir auf den Magen. Ich kröche am liebsten beim ersten Ton vor lauter Angst in ein Mauseloch schon.

Quanz: (lachend)

Das tue sie nur, und ich stelle die Falle. Schnapp! Sitzt sie
darin und gefangen. (es klingelt)

Barbara: (gesprochen)

Da kommt der Unglücksmensch schon gegangen.

Quanz: (geht aufgeregt auf und ab)

Ich kann beruhigt sein. Gewiss! Johann, er wird mir Ehre machen. Er ist ein echtes Künstlerblut, das wird mein König auch erkennen, der selbst ein Künstler. Das gibt mir Mut. Und glückt heut'
die Probe, so fädle ich es ein, dass der Johann dereinst wird mein Nachfolger sein.

Gretel:

Guten Tag, mein lieber papa Quanz!

Quanz: (küsst Gretel auf die Stirn)

Schönen Dank, mein Herzenskind.

Gretel:

Ich bin so gelaufen, damit ich noch Zeit zum Plaudern findt.

Quanz:

Und die schönen Blumen.... Wohl für den Schatz?

Gretel: (lachend)

Fehlgeraten! (stellt sie in ein Glas auf den Tisch) Hier ist ihr Platz. Für Euch sind sie, mein lieber Meister! Ihr sitzet hier in dem dumpfen Zimmer, und seht nicht des Frühlings lachenden Schimmer. Da hab' ich für Euch die Veilchen gepflückt.

Quanz:

Wie soll ich dir danken!

Gretel: (lachend)

Ach, beinah' ist es mir übel geglückt.... denn die Ronde hat mich just dabei attrappiert und beinahe auf die Wache spediert.

Quanz:

Was sagst Du?

Gretel:

Es war zu komisch! Schon hatte mich der Wachtmeister beim Arme genommen, und ich weinte vor Angst, denn ich sah kein Entkommen. «Lasst mir die Blumen», so bat ich den Führer, «ich will einen Freund uns'res Königs erfreuen, der krank daheim und so ganz allein. Die Hexe will uns gar noch zum Narren halten», so brummte der Alte. Und als sie so schalten, rief aus dem Gebüsch eine Stimme: (parlando) «Für wen sind die Blumen?» Für meinen lieben papa Quanz, den wollte ich damit erfreuen.
(parlando) «So gebet das Mädel frei», rief lachend die versteckte Stimme. Da lief ich was mich meine Füsse trugen. Und die Männer lachten. Noch lange schlugendie rauhen Stimmen an mein Ohr. So gelangte ich glücklich an das Tor!

Quanz: (lachend, drohend)

Wie konntest Du, Wildfang, Dich solche Kühnheit
ermessen und Blumen stehlen...

Gretel: (ernst)

Stehlen? Papa Quanz, das habe ich nicht bedacht. Ich wollte niemanden schaden, wohl Euch eine Freude bereiten, und glaubte, dass Gottes Pracht alle Menschen gleich gegeben... Verzeiht! (sie weint)

Quanz: (sie liebkosend)

Mein Herzenstrost. Beruhige Dich. So schlimm war es nicht gemeint. Doch, versprich nur Wildfang, (küsst sie)

Gretel: (umarmt Quanz)

Alles, papa Quanz! (Barbara tritt ein und schreit auf)

Quanz: (zu Barbara)

Was fehlt ihr denn?

Barbara: (entrüstet)

Was habe ich sehen müssen!

Quanz: (lachend)

Sie hat gesehen, wie sich zwei Menschen küssen.

Barbara:

Nun, Alter schützt vor Torheit nicht! (zu Gretel) Jedoch die Jungfer sollte ja bedenken, dass sie noch einen Bräutigam hat....

Quanz: (grob tz Barbara)

Ich verbiete ihr, das arme Kind zu Kränken.

Gretel: (voller Unschuld)

Was ist der Barbara? Hab' ich ein Unrecht gar getan?

Quanz:

Lass die alte Schachtel nur gehen, was kümmert es Dich, was sie denkt.
(es klingelt) (zu Barbara) Seh sie lieber nach, wer draussen schellt.

Barbara:

O Gott, wie verderbt ist doch diese Welt. (ab)

Gretel:

Ich tat der Barbara doch nichts zu leide.... Warum ist sie so böse nur auf
mich?

Quanz: (ernst)

Mein Goldkind! In deiner Unschuld wirst Du es nicht ergründen. Drum quäle Dich nicht länger mehr damit. Die Menschen wollen gern bei Allem etwas finden was böse ist. Dir liegt es fern, dein Herz ist rein und gut. Drum, was auch kommen möge, hab immer frohen Mut.

Gretel:

Ihr macht mir Angst mit Euren Reden. O sagt, tat ich ein Unrecht, oder

nur des Unrechts Schein, ich bitte Euch, sagt mir es doch.

Quanz: (abwährend, zärtlich)

Lass jetzt die dummen Sachen ruhn. (Er küsst Gretel) (es klopft) (parlando) Herein!

Barbara: (Tritt mit Johannes ein und sieht die Umarmung)

Schon wieder. Es ist gar zu toll!

Johann: (munter)

Lieber Meister, guten Tag. (zu Gretel) Guten Tag, mein Lieb. (er küsst sie)

Barbara: (entrüstet)

Mein meint hier wär ein Taubenschlag!

Quanz: (zu Johann)

Nun, Junge, hast fleissig Du probiert, die Läufe und Passagen gut studiert?

Johann:

Das will ich meinen. Fragt nur die Gretel, sie hörte mir beim Üben zu, und lies mir doch nicht eher Ruh, bis selbst die schwierigsten figuren leicht fliessend perlten.

Quanz: (lachend zu Gretel)

Halt ihn nur stramm, er ist ein Luftikus!

Johann:

Dafür bin ich Flötist und Musikus.

Quanz: (zu Johann)

Nun komm mein Sohn, ich hab mit Dir zu sprechen. Auf Wiedersehen, Gretel! (will gehen)

Barbara: (wütend)

Ich bin auch noch da, herr Kammermusikus!

Quanz: (sie kopierend)

Ja, sie ist auch noch da! Gretel, mein Lieb, ich möchte Dir bitten, gib mir auf mein Rabarbarchen recht acht, dass sie mir nicht verloren geht. Ich überlebt es nicht. ( geht lachend mit Johann in das Studierzimmer ab)

Gretel: (geht zu Barbara, bittend)

Barbara, hab' ich Euch ein Leids getan? (Barbara wendet sich ab und setzt sich in den Lehnstuhl) (bittend) O, sagt es mir, wenn ich gefehlt, damit ich wieder gut es machen kann. Ich habe Euch lieb!

Barbara: (brummend)

So?

Gretel:

Ich sagte oft es schon Johann, die Barbara, so sagte ich, hat sicherlich ein gutes Herz, da sie so treu den guten Papa Quanz gepflegt und seine Grillen still ertragen. (sie hat ein Fussbank genommen, und sich zu Barbara gesetzt) Ich war noch ein kleines Ding, das nichts konnte als spielen, singen, lachen und nichts wusste von Pflicht und ernsten Sachen. Da kam ein Soldat zu uns ins Haus, der sah recht krank und elend aus. Die Eltern lagten ihn in ein Kämmerlein, und ich möchte des Tags bei dem

kranken sein. Das war nicht leicht! Wie ein Vöglein im Bauer sass ich, und dachte in stiller Trauer an die Spielgefährten, die jetzt lustig tollten.... Der Kranke schlief... Da schlich ich mich fort, sprang lustig mit den Anderen von Ort zu Ort... Da rief mir die Mutter, und mir fiel es bei, dass ich ungehorsam gewesen sei. Die Mutter strich lachend mir über das Haar und sprach: Mein Kind, das war nicht wohl getan, wie leicht konnte der Ärmste zu Schaden kommen. Drum führe auch aus, was Du übernommen, um der Liebe willen, die Gott Dir lohnt! Da wich ich nicht mehr von dem Krankenlager, und als er aus langem Traum erwacht, die Hand mir reichte mit dankbarem Blick, da war ich so glücklich, wie schön war mein Lohn, um der Liebe willen.

Barbara: (weich)

Du liebes, herziges Kind. Was bin ich doch für eine schlechte Person, die nichts gewusst hat von Gottes Lohn. Um der Liebe willen! Doch ich will mich üben, in Demut zu dienen. Und dein Pflegling?

Gretel:

Ist sanft entschlafen. (sie zieht eine Münze aus ihrem Brustlatz) Dies gab er mir zum Angedenken, seht selbst. (sie gibt Barbara die Münze) Hier ist auch was eingraviert. (Barbara betrachtet die Münze und beginnt zu weinen) Was ist ihr? Barbara?

Barbara:

Dieser Thaler? Er hat ihn Dir gegeben? Du hast ihn gepflegt... er ist nicht mehr am Leben... Mein armer Bruder!

Gretel:

Jener Soldat?

Barbara:

Den Du, mein liebes Kind, gepflegt, war mein Bruder, mein lieberBruder!

Gretel:

Arme Barbara!

Johann: ( kommt in grosser Freude aus dem Studierzimmer)

Heut ist der Tag, heut muss es sich entscheiden. Gretel, mein Schatz, es blüht das Glück uns
Beiden. Du brauchst nicht mehr dich meinethalb zu quälen. Drum hört mir beide zu, ich will es euch erzählen.

Gretel und Barbara:

Ei, seht ihn doch, seht sein freudiges Gesicht. Was hat er nur...

Johann:

So höret die Geschicht'. Heut ist der Tag, heut muss es sich entscheiden.

Gretel und Barbara:

Das wissen wir bereits, das sagtest Du schon Beiden. Doch möchten wir auch wissen, was sich entscheiden soll, lass uns nicht länger warten.

Johann:

Ihr treibt es gar zu toll! Heut ist der Tag, heut muss es sich entscheiden.

Gretel und Barbara:

Ha, ha, ha, ha... Heut ist der Tag, ha, ha, ha, ha, es ist zum Lachen.

Johann:

Heut ist der Tag

Gretel und Barbara:

Ha, ha, ha, ha......

Johann:

Was hat das Weibervolk in einem fort zu lachen?

Gretel:

Heut ist der Tag.

Johann:

Nun ja, so hört doch an!

Gretel und Barbara:

Wir sind schon Beide still....

Gretel:

So fange doch nur an!

Johann:

Heut...

Gretel:

...ist der Tag und morgen wieder einer. Doch was für einer heut? Das weiss von uns noch keiner! Drum bitten wir Dich schön, es gütigst uns zu sagen, was eigentlich sich heute noch alles zu soll tragen (Gretel Und Barbara lachen weiter, Johann will wieder anfangen. Die beiden sehen ihn auf den Mund und lachen)

Johann:

Jetzt wird es mir zu toll, mit eurem dummen Lachen. Wenn ich erzählen soll, muss ihr ein tace machen. Gebet drum Ruh! Höret mir zu! Alle drei: Heut ist der Tag, heut muss es sich entscheiden.

Gretel:

So sprich doch Johann! Was soll sich entscheiden?

Barbara:

Nur heraus mit der Sprache, es brennt bei uns Beiden.

Johann: (erstaunt)

Ja, hab ich es euch denn noch nicht gesagt?

Gretel und Barbara:

Nein!

Johann:

Heut ist der Tag, mein lieber Gretel, heut ist der Tag, heut wird es sich entscheiden...

Gretel und Barbara:

Nun fängt er wieder von vorne an.

Johann:

Heut wird es sich entscheiden... der König, hörst Du, der König kommt heute hierher um mich zu hören.

Gretel:

Allmächtiger! (sie fällt in einen Stuhl)

Johann: (eilt zu ihr)

Gretel, Lieb, was ist Dir? Freust Du dich doch nicht?

Barbara:

Die Freude, der Schreck, das gute Kind, ich hole ein Tränklein ihr geschwind. (ab)

Johann:

Gretel, mein Lieb.

Gretel: (die Augen aufschlagend)

Was war mit mir?(sich besinnend) Ach ja, der König...(ängstlich) ich fürchte mich so!

Johann:

Ist das mein tapferes Mädel, die mich Schwachen, bis hier hat geführt! Und die, da das Glück sich verkündet, sich ängstet und feig retiriert? Mein herzliebstes Gretel, mein treuer Gesell, was so oft ich ersehnt, meiner Mühe Preis, heut werd ich ihn erringen, ja heut werd ich ihr erringen. Die Rose der Liebe, das Ruhmes Lorbeerzweig, heut werden sie mein, mit Eins zugleich. (er umfasst Gretel zärtlich) Es lacht in jedes Menschen Kammer einmal des Glückes Sonnenschein, und wer beherzt die Türe öffnet, bei dem tritt auch das Glück herein. Drum wollen wir das Glück erwarten, mit weiten Herzen, froh bereit, damit es Einkehr bei uns halte, und bei uns weile alle Zeit!

Gretel:

Wie muss ich mich schämen, so kleinlich zu sein. Ja, Du hast recht, heut ziehet das Glück bei uns ein. Ein König und Künstler, in beiden gleich gross, wird heute entscheiden unseres Lebens Loos.

Johann:

Und hab vor dem Grossen ich Gnade gefunden, ach, Gretel, welch Glück, in Liebe sind wir dann in Liebe verbunden. Ich werde dein Mann!

Gretel:

Und ich dein Weib!

Beide:

Wie werden wir Beide so glücklich da sein. Als Mann und Weib, als Weib und Mann!

Johann:

Und kommen dann erst die Kinderchen an..

Gretel:

Wie kannst Du so sprechen...

Johann:

Ja, möchtest Du es nicht?

Gretel:

Du böser Johann! Wir waren daheim ja auch unserer sechs. Die Kinder schenkt uns der liebe Gott! Wie er mir deine Liebe geschenket. Die Kinder, so meine ich, sind darum auch Not, dass man Gott und der Liebe gedenket. Doch wenn Du...

Johann: (lachend)

Durchfällst? (komisch ernst) Und die viele Kinder!(umfasst

Gretel) Ich halte mein Glück mit festem Arm, in Dir ich es finde so traut und warm!Um der Liebe willen! (bleiben in inniger Umarmung stehen)

Quant:

Bravo, bravissimo!

Gretel:

Sag, Papa Quanz, ist es wahr, dass der Johann noch heute vor dem König spielen soll?

Quanz:

Ja mein Kind, und zwar sehr bald, denn auf vier Uhr hat sich der König
angesagt.

Gretel: (freudig)

Der König kommt hierher? Hier soll die Prüfung sein. Da fällt vomm Herzen mir ein Stein... Denn wenn ich dächte der Johann hätt sollen auf das Schloss zu all den feinen Damren, hohen Herren, die Angst hätte mich getötet.

Johann: (mutig)

Warum sich fürchten und vor wem? Wer hier bei uns'rem lieben Meister hat studiert, der fürchtet nichts, der übet ungeniert und frei die Kunst, in hohen Gottvertrauen. Ein echter Künstler, der soll kühn nach oben, nicht nach unten schauen.

Gretel: (ängstlich) Hört doch den Prahler, Papa Quanz, hast Du vergessen, dass der König selbst ein Meister auf den Instrument?

Quanz:

Johann ist ein Talent. Drum braucht er sich nicht zu verstecken. So war ich auch in meiner Jugend! Das echte Künstleblut pulsiert in anderen Rythmen, lässt seine hohen Schläge uns empfinden als Zeichen einer höhren Macht. (reicht Gretel und Johann die Hand) Ihr lieben Kinder, wie viele Freude habt ihr mir altem Mann bereitet.... Johann durch seine echte, ernste Kunst, du Gretel durch deine Liebe, deinen Glauben. Dein liebliches Lachen, dein fröhlich Geplauder waren der Sonnenstrahl meiner letzten Jahren. Seid guten Mut's. Der alte Gott dort droben, der euch Waisen mir gebracht, wird euch auch ferner schützen, um der Liebe willen, die ihr einander dargebracht.

Barbara: (tritt mit einer Tasse The ein)

Hier Gretel bring ich Dir den The.

Quanz: (erstaunt)

Bist Du denn krank?

Gretel: (zu Barbara)

Ich danke Euch von Herzen.

Quanz: (zu Barbara.)

Trink sie nur selber ihren Trank.

Barbara:

Wie der Herr Kammermusikus befehlen. (trinkt) Meister Quanz, ich
schäme mich so sehr, dass ich so herzlos oft ihm hat behandelt, jedoch
gelob ich Besserung. (reicht ihm die Hand) Wir wollen Freunde sein!

Quanz:

Ei Barbara, mit ganzem Herzen schlag ich ein! Und für'ne gute
Vorbedeutung muss ich es halten.

Gretel: (hat mit Johann gesprochen, entschlossen)

Ich aber muss beim Spiel zugegen sein...

Quanz:

Wo denkst Du hin, mein Kind? Der König duldet niemanden im Zimmer als höchstens Barbara.

Gretel:

So werd' ich ihre Stelle heut vertreten.

Quanz, Johann, Barbara:

Wie?

Gretel:

Sie gibt mir ihre Haube und ihr Tuch, ich setz' still mich hin mit einem Buch, und niemand soll die Täuschung ahnen.

Quanz:

Das kann nicht sein. Es wär Betrug. Bedenk der König...

Gretel, Johann, Barbara:

Lieber Meister willigt ein!

Barbara:

So tut dem Kind doch den Gefallen! Sie braucht doch Majestät nur ihre Reverenz erweisen, und dann sich still verhalten.

Die drei:

Lieber Meister, Papa Quanz, willigt ein! Lasst bei der Probe sie zugegen sein! Willigt ein!

Quanz: (gesprochen)

Spitzbubengesindel (gesang) das mich auf meine alten Tage zu Betrügereien will verleiten.


Gretel:

So darf ich..

Die drei:

Bitte, bitte!

Quanz:

Nun in Dreiteufelsnamen denn, es sei. Doch wird mir etwas schwül dabei....

Gretel: (Quanz. Umarmend) 

Ich wusst es ja, mein lieber Goldpapa...

Quanz:

sagt schliesslich doch zum allen ja, du Wetterhexe.

Barbara:

Doch nun schnell zur Verkleidung! Mit den bunten Bändern hier die neue Dormeuse, den weissen Kragen mit der Tollenfräse. Und vor allem hier die Brillen vors Gesicht, da sieht der König ihre Schelmenaugen nicht. Was sagt Ihr Meister, zu der neuen Barbara?

Quanz:

Schade.

Die drei:

Wie?

Quanz:

Nun ja, die Alte ist auch noch da! (man hört vier Uhr schlagen)

Alle vier:

Die Stunde schlug. Bald tritt der König ein, o mög er ihm ein milder Richter sein.Was ich erhofft in dieser Stunde. Ein einzig Wort aus seines Königs Munde.


Hofcourier: (an der Türe, meldend)

Majestät hat soeben das Haus betreten. (er und Quanz ab) (Barbara drückt Gretel und Johann die Hand und geht in das Studierzimmer)

Gretel:

Gott schütze Dich!

Johann:

Gretel! (küsst sie)

Gretel: ( setzt sich)

Das Herz will mir springen.

Der König:

Bonjour, mon cher Quanz, wie geht es ihm? Er sieht ja erstaunlich gut aus. Freut mich. Die Frauensperson dort tut hoffentlich ihre Schuldigkeit. (zeigt auf Gretel)


Quanz:

Majestät, mit der bin ich sehr zufrieden!

Der König:

Nun sieht er wohl, erst hat er sich über meine Wahl beklagt.

Quanz:

Sie hat sich auch, besonders in der allerletzten Zeit, zu ihrem Vorteil sehr verändert!

Der König:

Ich werde es ihr gedenken. (auf Johann zeigend) Ist das sein Schüler?

Quanz:

Jawohl, Majestät.

Der König: (zu Johann)

Was heisst er?

Johann:

Johannes Prinz, Majestät.

Der König:

Da sind wir wohl noch gar Verwandte?

Johann:

In der Kunst, Majestät!

Der König:

Gut. Sein Vater?

Johann:

war Organist. Er erteilte mir den ersten Unterricht bis Gretel.. (Q. stösst
Johann an) bis ich zu Meister Quanz kam.

Der König:

Bin neugierig ihn zu hören. Der Alte hat mir ja Wunder von ihm
erzählt. Erschreckt er nicht. Ich freue mich. Nun zeige er mal was er kann.

Johann:

Ich bitte Majestät zu bestimmen, was ich spielen soll.

Der König:

Mir gleich, nur nicht von diesen neuen...

Johann:

...und grade einen neuen hatte ich mir ausersehen. Die alten Meister leben, seit sie tot und ihre Jünger haben schwere Not sich einzuführen. Die Kunst ist eine Religion! Der Glaube an sie ist alles!

Der König: (sieht Johann gross an, zu Quanz)

Gehe er mit seinem Schüler ins Studierzimmer. Ich werde hier bleiben. (Johann und Quanz verbeugen sich und gehen in das Studierzimmer ab. Johann und Quanz beginnen im Studierzimmer zu spielen, die spielen Concerto von Friedrich der Grosse)

Der König:

Halt er ein, es ist genug! (Johann und Quanz erscheinen in der Türe) (zu Quanz) Weiss er wohl, dass ich unzufrieden mit ihm bin?

Gretel, Johann, Quanz:

Majestät!

Der König:

Er braucht nicht zu erschrecken, (zu Johann) und er auch nicht. Hat brav gespielt. Grosses Talent. (zu Quant) Er aber ist ein alter Heuchler, der mich arg vernachlässigt hat. Ich bin ja nur ein Stümper gegen den da...Gesteh er nur, Alter, da hat er gewiss eine ganz neue Lehrmethode angewannt?

Quanz: (lachend)

Eine neue Methode, Majestät, das könnte man nicht sagen, vielmehr eine alte, aber sehr gute, die bei Seiner Majestät nicht anwendbar.

Der König: (ärgerlich)

Warum nicht? Soll ich, weil ich König bin, nicht auch ein guter Künstler sein können? Heraus damit, worin besteht seine «alte» Methode?

Quanz:

Die Methode, Majestät.

Der König:

Nun, was ist's damit? (Gretel hat vom Schranke einen Rohrstock geholt,
und überreicht demselben dem König, er betrachtet den Stock) Was soll
das?

Quanz: (lachend)

Das ist die «alte» Methode...

Der König: (sieht abwechselnd Quanz und Johann an, lachend)

Er ist ein alter Fuchs... Allerdings für diese Methode ist es wohl zu spät bei mir. Schade! Hat bei dem da gute Früchte getragen.

Barbara: (tritt mit einem vollen Löffel Medizin ein)

Majestät verzeihen, es schlug fünf Uhr. Der Herr Kammermusikus müssen einnehmen...

Der König: (Quanz winkt Barbara. fort zu gehen. Der König sieht auf Barbara. Dann auf Gretel. Barbara erkennt, welche Verlegenheit sie alle bereitet hat, und will ab)

Halt, dageblieben!

(Barbara macht militärisch Front in der Verzweiflung die Medizin und bleibt dann in militärischer Haltung stehen)

Gretel:

Jetzt sei Gott uns gnädig!

Quanz:

Alles ist verloren. Auf das Furioso bin ich begierig.

Barbara:

Ich wollte, ich wär' wieder draussen.

Der König: (amüsiert sich über die allgemeine Verlegenheit, dann mit erzwungenen Ernst zu Quanz.)

Was soll denn das heissen, er alter Sünder... Seit wann hält er sich zwei Frauenzimmer zur Bedienung? (zu Gretel) Näher getreten.... Haube herunter. (Gretel tritt einen schritt auf den König zu, nimmt Haube und Brille ab, und sieht den König bittend an) (K. ist durch Liebreiz Gretels überrascht. Beide sehen sich fest in die Augen. Der König erkennt Gretel wieder) Na, Geschmack har er, Quanz, das muss ihn der Neid lassen.

Quanz:

Dieses junge Mädchen...

Der König:

...kenne ich bereits. Scheint eine gefährlich' person zu sein.... Morgens
plündert sie meine Beete.... Mittags schleicht sie sich in einer Verkleidung
in fremde Häuser, und Abends..

Quanz:

...da strickt sie für mich Strümpfe, Majestät, um die Stunde zu bezahlen.

Der König:

(mit Mühe ernst bleiben) Wer ist sie denn, sie Jungfer Überall?

Gretel:

Gretel heisse ich, Majestät, und bin die Braut des Johann. Aber Papa
Quanz ist unschuldig und der Johann und Barbara.

Der König:

Die Braut? Der Meister hat mir von ihr erzählt. Ist ein resolutes Frauenzimmerchen und fleissig. Hat ihren Schatz wacker beigestanden, dass es aus ihm etwas tüchtiges geworden ist. Reiche sie mir mal ihr Händchen. (auf Johann zeigend) Er ist in unserer Hofkapelle angestellt.

Gretel: (glücklich)

Majestät.

Der König:

Schon gut. (zu Gretel) Was fange ich aber mit ihr an?

Gretel:

Wenn es nicht unbescheiden, Majestät, so möcht' ich bitten, gebt den Johann mir gleich zu Mann, und dann, weil ich den Papa Quanz doch liebe, so wollet noch gestatten, dass ich bei ihm bliebe.


Der König:

Nun, und ich?

Gretel:

Euch bleibt der Ehrenplatz in unser alle Herzen!

Gretel, Barbara, Johann, Quanz:

Euch bleibt der Ehrenplatz in unser alle Herzen!

ENDE

Informasjon

(Objekt ID 154603)
Objekttype Originalverk
Originaltittel Die alte Methode
Verktype Musikk
Publiseringsdato 1915
Språk Norsk
Originalspråk Tysk
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